Unter „Pferd trainieren“ verstehen viele mit im Kreis in der Halle oder auf dem Platz reiten. Aber es geht auch anders. Hier gebe ich ein Paar Ideen um auch abseits Spaß, Training und Erfolge zu haben.
Warum abseits der Halle trainieren?
Das sich Training nicht nur auf die reine körperliche Konditionierung bezieht haben wir schon im Artikel „Warum ein Pferd trainieren“ besprochen. Alleine das setzen von anderen optischen und körperlichen Reizen lassen ganz andere Situationen zu.
Ein Galopp im Gelände wird immer etwas mehr durchgesprungen vom Pferd als in einer Halle wo Wände es ständig begrenzen, auch wechselnder Boden fördert das Gleichgewicht von Reiter und Pferd und traininert unbewusst.
Reiter die keine Hallo oder Platz zur Verfügung haben sind hier deutlich kreativer.
Geeignete Plätze
Grundsätzlich glaube ich es gibt keine ungeeigneten Plätze. ABER: je nach Ausbildungsstand von Pferd und/oder Reiter können manche Anforderungen zu hoch sein. Z.B.: wenn ein Jungpferd noch nicht sicher stehen bleibt sollte es vermieden werden eine Überquerung einer vielbefahreren Straße zu erzwingen.
Wo kann man alternativ trainieren?
Welcher alternativen Plätze in Frage kommen hängt vom Traingsplan des Pferdes ab. Hier ein Paar Gedankenanstöße:
- Klassisch im Gelände
- Im Hof des Reitstalls
- auf Geländestrecken oder Galoppbahnen
Was muss man beachten?
Wie auch beim Training in der Halle / am Platz kann man nicht jeden Tag sein optimales Ziel erreichen. Es kommt beim Training im Gelände deutlich zu mehr Störfaktoren, aber genau das macht den alternativen Reiz aus. Es ist auch durchaus denkbar dass so manches anderes Problem sich im Gelände wie von selber löst 😉
Was kann traininert werden?
Im Grunde sind der Phantasie und Gedankenvielfalt keine Grenzen gesetz: Von Standartlektionen wie geregelte Grundtempi, über Seitengänge und Galoppwechseln kann je nach Geläuf verschiedene Leistungsstände des Pferdes trainiert und abgerufen werden.
Auch kleine Sprünge über umgefallene Bäume und Gräben können in den Alltag eingestrickt werden. Wenn man den glücklichen Umstand von hügeligen Gelände mit Wald hat sind die Möglichkeiten und Variation fast unergründlich. Besonders das seigen und kletternlassen über Äste und kleine Bäume sind für das Pferd mit seinen 4 Beinen (in der Schrittfolge auf 8 Phasen verteilt) eine ungeheuere Koordinationsübung.
Gibt es Nachteile durch das Training draußen?
Jein, was eindeutig leidet ist die Geschmeidigkeit in der Längsbiegung des Pferdes sofern man den Schwerpunkt nicht auf die Seitengänge legt. Aber das Ganzkörpertraing liegt in der Waagschale eindeutig schwerer meiner Meinung nach.
Wenn man einen guten Trainingsplan mit geeigneten Biegemaßnahmen auf dem Platz einbaut gibt es mehr Vorteile als Nachteile.
Trainingsideen
Was ist nun möglich an Lektionstraining im Gelände? Hier eine kleine und nette Auswahl welche ich immerwieder einbaue:
- Übergänge einfach von Gangart zu Gangart
- Übergänge schwer mit Gangart überspringen (Halten – Trab, Schritt – Galopp)
- Tempiwechsel in der Gangart
- Seitengänge (Schulterherein bis Traversale sowie Renvers)
- Stehen / Halten
- Wege auf und ab reiten
- Auf Stoppelfeldern Volten, Handwechsel etc.
Warum und wieso mache ich das eine oder das andere?
Jetzt wird das Thema etwas komplexer. Ich werde versuchen ein wenig meine Gedankengänge zu einzelnen Vorschlägen zu erklären:
Warum einen Weg auf und ab reiten?
Es klingt so einfach und ist doch für viele eine großes großes Problem. Die meisten Pferde werden damit trainiert im Gelände dass sie eine große oder kleine Runde gehen. Und zwar immer wieder die selbe Tour. Sobald der Reiter einmal nichtmehr weiter kommt und er auf er gewohnten Tour wenden muss wird er sehr viele Unstimmigkeiten mit dem Pferd erleben.
Grund hierfür ist die Monotomie der gewählten Runden. Der Fehler ist dass das Pferd die Runde nicht geritten wird sondern mehr oder weniger automatisiert die Runde abläuft.
Also baue ich sehr gerne die Wendemethode ein um unaufmerksame Pferde auf mich zu konzentrieren. Netter nebeneffekt ist, dass wenn die Witterung nur wenig Wege brauchbar macht ich mich mit allen Lektionen auf einen Weg beschränken kann. Meine Erfahrung ist, dass das Pferd sich bei sowas sehr sehr stark auf mich konzentriert.
Stehen / Halten
Dies ist und bleibt eine Schlüssellektion. Egal ob ich an einer Straße stehenbleiben will, mich mit jemand unterhalten oder Jacke an- oder ausziehen will. Das Pferd muss stehen können. Einige Pferde werden je nach Situation und Umgebung einmal gut stehen und ein anderes Mal wieder nicht wirklich. Aber nicht verzagen: Immer üben, üben, üben. Auch das ungeduldige Stehen kann man routinieren und wenn es dann mal an einer Kreuzung nicht funktioniert kann der Reiter auf das Pferd akzeptabel einwirken.
Aber dafür ist es notwendig dass man auch diese Situationen bereits kennt und damit klar kommt. Ist der Reiter ungeduldig oder gar hektisch kann es zu unnötigen Unfällen kommen. Besser ist es hierbei immer wieder auf die Lektion Halten zu bestehen und jede kleine Bewegung zu erkennen und gegenarbeiten zu können. Auflösen der Lektion kann nach wenigen Sekunden oder sogar Minuten erfolgen.
Seitengänge
Seitengänge in allen Variationen und Schwierigkeitsgraden helfen das Pferd zu gymnastizieren. Besonders wenn das Pferd mit seiner natürlichen Schiefe zu wenig Tragkraft hat die Hinterhand beim Galoppsprung Traghaft zu halten eignen sich Vorübungen die Vorhand auf die Hinterhand einzustellen und das Pferd so in sich auszurichten. Auffällig hierbei ist dass besonders Pferde die sonst heftig werden im Galopp durch dieses Lektionsfolge ruhig werden und mehr innere Ausstrahlung gewinnen.