Wie Sattel ich ein Pferd und aus welchen Teilen besteht ein Sattel? Gibt es unterschiedliche Sättel? Was ist ein Sattelpad?
Wenn man Reiten gehen möchte braucht man einen Sattel, aber warum?
Um dieses zu erklären müssen wir ein bisschen in die Anatomie (Körperbau) des Pferdes schauen:
Grundsätzlich ist das Pferd kein Lastenträger. Wir nehmen an der ungünstigsten Stelle Platz: nämlich auf der Brückenkonstruktion des Rückens im vorderen Drittel. Das Gewicht des Reiters wird über den Sattel auf die Rückenmuskulatur des Pferde übergeben. Daher ist es wichig, dass der Sattel gut angepast liegt und vorallem den Rückenwirbeln genug Luft für Bewegungen lässt.
Ein zuenger Satel im Wirbelkanal (mittlerer Hohlbereich zwischen linker und rechter Sattelhälfte) oder zu strafgespannte Satteldecken werden dem Pferd unangenehm. Sobald das Pferd Druck oder Schmerz erfährt hält es sich im Rücken fest. Sprich es nimmt eine verspannte Körperhaltung ein. Hierdurch wird zum einen der Reitkomfort eingeschränkt aber noch viel Schlimmer: Die Muskulatur kann nicht traininert werden, das Pferd kann das Gewicht immer schlechter tragen und bekommt Rückenschmerzen die unter Umständen zur Unreitbarkeit und Leid führen.
Reiten ohne Satel ist aus diesem Grund auch nur in sehr begrenztem Umfang empfehlenswert ab einem bestimmten Körpergewicht im verhältnis zum Pferdegewichtz und Körperbau.
Sattelarten
Es gibt verschiedenen Einteilungen der Sättel:
- Englische Sattelform für
Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Wanderreiten, Freizeitreiten - Westernsättel für
Reining, Pleasure, Cutting, Roping, Barrel Race, Wanderreiten, Freizeitreiten - Spezialsättel
Isländer, Galopp, für Menschen mit Behinderung, Fellsättel, Baumlose Sättel,…
Es gibt noch einige kleine Randgruppe an Sätteln welche wir hier aber nicht genauer besprechen wollen. Auch unterschiedliche Materialien lassen wir hier bewusst weg.
Englische Sattelform

Der englische Sattel ist der am weitest verbreitete. Es gibt ihn mit Schwerpunkten für Dressur, Springen und Vielseitigkeit. Daneben gibt es auch noch Mischformen die sich VSD (Vielseitigkeit Schwerpunkt Dressur), VSS (Vielseitigkeit Schwerpunkt Springen) nennen. Diese Mischform ist die für den Freizeitreiter am geeigneste Version da man damit sehr gut Dressur reiten kann und auch Springen sowie Ausritte bequem möglich sind. Die spezifischen Sättel haben ganz klar ihre Ausrichtung und eignen sich nur sehr wenig für die anderen Disziplinen.
Der Wanderreitsattel ist eine Sonderform des Vielseitigkeitssattel und zeichnet sich dadurch aus, dass die Sitzfläche gut gepolstert ist und an dem Sattel verschiedenen Ösen vorhanden sind um Sattelpacktaschen befestigen zu können.
Westernsattel

Auch im Westernsport gibt es unterschiedliche Disziplinen und dafür geeignete oder ungeeignete Sättel. Ein Cutting Sattel z.B. ist eher kurz gehalten und die Seiten auch nicht so tief geschnitten damit das Pferd in den hinteren Rippen sich störungsfreier Biegen kann. Neben der Unterschiedlichen Sattellänge und auch Schnittform ist zusätzlich der Sitz noch mit oder ohne Schwung gebaut. Dies liegt wieder an den Disziplinen. Je mehr Geschwindigkeit geritten wird um so tiefer ist der Sattel um dem Reiter viel Halt zu bieten.
Spezialsättel
Für einige Nischensparten des Reitsports gibt es ganz unterschiedliche Sättel. Jeder ist auf seine Weise ganz expliziet hierfür vorgesehen.
Ausnahme ist der Fellsattel. Jener wird immer beliebter bei den Reitern da er sehr bequem ist. Sein Hauptbestandteil ist Lammfell oder Synthetik Fell welches in mehreren Lagen miteinander vernäht ist. Leider passen diese „Sättel“ äußerst selten den Pferden und so sitzen die meisten Reiter direkt auf den Wirbeln was wie oben beschrieben ausgeschlossen werden sollte!
Etwas besser ist es bei den Baumlosen Sätteln. Hier wird auf das klassische Bauteil des Sattelbaumes verzichtet um so dem Pferd etwas weniger Gewicht aufzulasten und den Rücken flexibler zu gestalten. Dies kann bei eingen Pferden sehr gute Erfolge erzielen jedoch muss der Sattel häufiger Kritisch geprüft werden auf die Passgenauigkeit weil sich die „losen“Polster leichter verschieben.
Bauteile eines Sattels
Ich gehe hier nun nicht auf jedes kleine Bauteil eines Sattels ein sondern einfach auf die wichtigsten Begriffe vieles ist bei Englischen und Western Sätteln gleich:
Sitzfläche
Hier sitzt der Reiter. Es gibt tiefe oder flache Sitze. Die häufigste Größenangabe ist Zoll („). Einige Hersteller gehen hiervon Weg und nennen dann die Sitzgrößen 1, 2, 3
Sattelblatt
Hier ruht das Bein des Reiter auf der linken und rechten Seite
Sattelbaum
Das ist der Dreh und Angelpunkt bei einem Sattel. Er besteht aus Holz, Kunstoff oder teilweise aus Metall. Er ist Ausschlaggebend für die Kammerweite (vorderer Abstand zwischen den Polstern auf Höhe des Widerrists) und die Sattellänge mit der entsprechenden Sitzfläche. Die Kammerweite kann bei 90% aller Sättel ein bisschen durch den Sattler an das Pferd angepasst werden. Wintec bietet wechselbare Kopfeisen an womit der Besitzer selben den Sattel verändern kann. Hierfür ist jedoch ein gutes Auge und viel Kenntnis und Achtsamkeit notwendig.
Fällt ein Sattel aus unachtsamkeit an den Boden kann es zu einem Baumbruch kommen. Der Sattel ist dann unbrauchbar geworden und muss ersetzt werden. Selten kann dies auch bei einem Sturz des Pferdes passieren
Sattelpolster
Sie verlaufen auf der Unterseite des Sattels am Schweißblatt und entlag des Wirbelkanals. Die Füllung besteht aus Baumwolle, Flachs oder Hanf, Schaumstoff oder auch Luftkissen. Durch die Füllung kann der Sattel individuell an das Pferd angepast werden. Optimaler weise sollte der Sattel bei normaler Verwendung von fast jedem Tag einemal im Jahr vom Sattler kontrolliert werden und ggf. Nachgepolster oder Umgepolstert werden.
Westernsättel verzichten hierrauf und werden immer mit Fellunterseite gebaut. Der Ausgleich wird dann über das Westernpad ausgeführt.
Steigbügel und Steigbügelriemen (Fender bei Westernsätteln genannt)
Die Vielfalt ist hier fast grenzenlos. Jedes Jahr kommen neue Steigbügel auf den Markt welche entweder mehr Federn sollen um die Reiterbeine und auch den Reiterrücke zu entlasten. Sicherheitsfeatures wie z.B. Gummiband an der Aussenseite, Kippgelenk o. Ä haben. Oder einfach nur ein Ausergewöhnliches Design.
Bei den Steigbügelriemen gibt es abgesehen von der Farbe nicht sehr viele Unterschiede.
Entweder sind sie aus Leder oder Kunststoff. Leder hat den Nachteil dass man sie gut Pflegen muss und durch das Naturprodukt gegeben sie sich auch unterschiedlich Dehnen und Längen können. Kunstoffriemen sind widerstandsfähig und Pflegeleicht neigen aber jedoch bei Nässe dazu auf dem Ledersattel zu quitschen
Steigbügelschloss und Sturzfeder (entfällt bei Westernsätteln)
An diesem Metallbügel wird der Steigbügelriemen befestigt. Früher war es ein gerader L-Förmiger Hacken mit einer Kippsicherung am Ende welche die eigentliche Sturzfeder ist. Sinn diese kleinen Hebels ist es dass wenn der Reiter vom Pferd fällt und im Steigbügel hängen bleibt der Steigbügelriemen nach hinten herausrutschen kann und so der Reiter nicht mitgeschleift wird.
Leider wird genau dieses wichtige kleine Bauteil sehr wenig gepflegt so dass es schwegängig ist und daher bei ca 60% der Sättel nicht verschlossen ist sonder offen. Risiko hierbei ist dass der Steigbügelriemen ungewollt beim Springen oder Klettern im Gelände sich losen kann und zu brenzligen Situationen führen kann.
An neuen Satteltypen werden deswegen mittlerweile Bananenförmige Steigbügelschlösser verwendet.
Gurtstrippen / Gurtstrupfen
An den Gurtstrippen werden die Sattelgurte befestigt. Bei Englischen Sätteln sind es bei Langgurten 3 und bei Kurzgurten 2 Strippen.
Westernsättel haben nur eine Gurtstrippe welche wesentlich länger ist als beim Englischen Sattel und ähnlich einem Flaschenzug einmal zusätzlich gewickelt wird.
Hier kommen wieder viele verschieden Materialien zum Einsatz. Der älteste Vertreter ist der Schnurensattelgurt aus Baumwolle. Eine Zeitlang sehr aus der Mode gekommen wird er mittlerweile wieder vermehrt eingesetzt weil er für das Pferd der angenehmste ist.
Der geschlossene Baumwollsattelgurt ist hier eine weitere Variante mit aber einer Funktion weniger. Die einzelnen Gurtseile verteilen den Druck viel besser und vorallem haben sie eine Eigendehnung welches dem größten Fehler der zufesten Gurtung entgegen wirkt.
Häufigste Verwendung aktuell sind Neoprengurte weil sie sehr Pflegeleicht sind. Ledergurte sind für das Pferd beim Schwitzen deutlich angenehmer als die Kunststoffe aber dieser muss dann regelmäßig gefettet und immer nach dem Reiten gereiningt werden.
Die Gurte werden in zwei Arten aufgrund der Länge unterteilt: Langgurt (geht unter das Sattelblatt an die kurzen Gurtstrippen) und der Kurzgurt welcher mittel der langen Gurtstrippen unterhalb des Sattelblattes geschlossen wird. Sinn des Kurzgurtes ist es dass die eventuel strörenden Schnallen an eine für den Reiter unmerkliche Stelle verlagert wird. Hierdurch kommt der Oberschenkel etwas ungestörter mit dem Pferd in Kontakt. Nachteil ist dass die Schnallen eventuell das Pferd im Bereich des Ellenbogens stören kann oder auch der seitliche Druck für das Pferd unangenehm ist.
Aufsatteln
Wir kommen jetzt zum eigentlichen Inhalt des Beitrags: Das Satteln des Pferdes. Hierfür benötigen wir ein geputztes Pferd, den Sattel und eine Sattelunterlage. Die Sattelunterlage dient neben einem netten Aussehen eigentlich nur dem Schutz des Sattels vor dem Schweiß des Pferdes (Schweiß laugt das Leder aus) und in eingen Fällen auch dem Ausgleich von einer nicht ganz genauen Passgenauigkeit des Sattels. Die Satteldecke gibt es in verschiedenen Formen und dem Sattel angepassten Schnitten.
Die häufigsten Materialien sind Baumwolle, Lammfell und Filz. Filz hat den großen Vorteil dass die Pferde weniger schitzen und das Filzmaterial sich weniger verdrücken lässt als dicke Baumwolldecken.
An Korrekturdecken sind entweder Taschen für Polstereinlagen vorhanden oder die Polster in verschiedenen Versionen (vorne oder hinten Höher) sind fest vernäht.
Als Alternative gibt es auch Korrektur Pads (meistens Lammfellpads genannt) welche nur unter dem oberen Polstern sind.
Die Westernreiter nennen dies Unterlagen alle Pads unabhängig ob es eine Art Wolldecke ist (bei Turnier dann als Blanket bezeichnet) oder dicke Filzpads mit 3 cm Dicke. Die unterschiedlichen Dicken kommen hier vor weil diese auch die Funktion des Sattelpolsters übernehmen. Variationen hierbei sind ebenso Einlagen oder auch feste Korrekturpolster und z.B. zurückgeschnitte Widerrist Freiheit oder offener Wirbelkanal für bessere Lüftung.
Nachdem wir unsere 3 Gegenstände haben stellt sich der Reiter links neben dem Pferd auf. Entweder ist die Satteldecke bereits fest mit dem Sattel verbunden oder sie wird wie das Westernpad lose aufgelegt.
Hierbei ist darauf zu achten, dass sie etwas weiter vorne liegt als die spätere Sattelpostion damit sie mit dem Sattel zurück geshoben werden kann.
Als nächste wird dann der Sattel auf den Rücken sanft im Bereich des Widerrist aufgelegt. Man greift nun vorne und hinten unter die Unterlage und lässte den Sattel sanft an seinen Platz gleiten. Diese Methode bevorzuge ich da das Überschieben der Sattellage nahezu ausgeschlossen ist und gleichzeitig die Unterlage „Aufgekammert“ wird. Hierbei entsteht zwischen Pferdrücke und Unterlage ein Luftkanal welcher neben besserer Klimatisierung auch Wirbelfreiheit für das Pferd herstellt.
Danach geht man auf die Rechte Seite des Pferde nimmt den Sattelgurt langsam nach unten und kontrolliert die Unterlage auf Faltenfreiheit.
Anschließend wird der Sattelgurt auf der linken Seite geschlossen. Hierbei sollte nicht sofort ganz festgezogen werden sonder genau sofest dass noch eine Faust dazwischen passt. So umgeht man das Problem des Gurtzwangs bei Pferden. Nach dem Trensen wird der Gurt dann auf Körperkontakt gegurtet und dann erst vor dem Aufsteigen entdgültig festgezogen. (ggf. muss nach ein Paar minuten Schrittreiten nochmals vom Pferd aus gegurtet werden).
Und schon ist das Pferd fertig gesattelt.
Absatteln
Das Absatteln geht deutlich schneller als das Aufsatteln. Nachdem die Steigbügel hochgenommen sind wird der Gurt auf der linken Seite gelöst und dann auf der rechten Seite über den Sattel gelegt. Sollte er verschmutzt sein kann man ihn vor dem hochlegen noch mit einem Handtuch oder einer Bürste reinigen. Bei Westernsätteln gibt es eine extra Lederöse um den Gurt einzuhängen. Anschließend nimmt man den Sattel mit der Unterlage oder ohne sie herungert. Ob das auf der linken oder rechten Seite erfolgt ist meiner Ansicht nach egal und macht keinen Unterschied.
Sattelpflege
Um den Sattel lange in gutem sicheren Zustand zu erhalten sollte er regelmäßig gepflegt werden. Die Satteluntelage wird ihrem Material entsprechend gewaschen (Hauptsächlich Baumwolle und Lammfell) oder gereiningt (Westernpads oder Filzunterlagen).
Der Sattel wird zunächst mit einer weichen Bürste abgestaubt und eventueler Schlamm gelöst. Danach wird mit der Sattelseife entsprechend den Herstellerangaben der Sattel gereiningt. Besonders die Polster und die Unterseite des Schweißblattes welches mit dem Schweiß besonders in Kontakt kommen müssen sehr gründlich gereinigt werden. Leider geht es vielen Reitern nur darum dass er auf der Oberseite tadellos aussieht und die wichtigsten Bauteile leiden vor sich hin.
Um in die Nähte und Ecken gut zu kommen kann ich eine Zahnbürste empfehlen. Hierbei geht es nicht um pedanterie sondern einfach um den schnellsten und einfachsten weg 😉
Nachdem der Sattel gereinigt ist wird er mit Sattelfett eingerieben. Man kann auch Lederöl verwenden. Ich nehme Lederöl besonders gerne bei kalten Temperaturen weil es dann besser in das Leder einzieht als das Sattelfett.
Auch die Polster nicht vergessen zu fetten damit sie beweglich bleiben und beim Nachpolstern nicht einreißen.
Ob Steigbügelriemen gefettet werden oder nicht ist immer eine gute Diskussion. Ich fette meine aus Leder immer und konnte noch nicht feststellen dass sie sich deswegen schneller gehent haben. Ich sehe bei Reitschülern eher dass wenn sie nicht gefetter werden sie kleine Risse bekommen und dann eher als Risiko einzustufen sind.
Bei der Sattelpflege auch immer einen Blick auf die Nähte der Steigbügelriemen und der Gurtstrupfen werfen. Sollte sich hier etwas lösen sofort nachnähen oder zum Sattler bringen!
Welcher Sattel auf ein junges Pferd?
Ich reite ein junges Pferd am liebsten mit einem Springsattel an. In diesem habe ich den besten Halt auch bei Übermut kann ich die Bocksprünge leichter abfedern. Die Belastung des Rücken des Pferdes ist aufgrund der Sattelform und des Schwerpunktes etwas weniger als mit einem Dressursattel.
Wichtig ist dass der Sattel halbwegs gut passt und vorallem nicht nach links und rechts rutscht. Von der Widerristfreiheit hat man bei einem Jungpferd eigentlich nie ein Problem.
Ab welchem Alter sollte ein Pferd gesattel werden?
Allgemein werden die meisten Reitpferde mit 3 – 3,5 Jahren eingeritten. Galoppferde leider bereits mit 1,5. Von der Anatomie her wachsen Pferde je nach Rasse bis etwa 6 Jahre. Ob das Pferd bereits schon mit 3 angeritten werden kann ist abhängig von der Rasse und dem eigenen Körperwachstum. Unter Umständen wird das Pferd angeritten und dann nochmal eine Pause eingelegt sollte doch ein Wachstumsschub nochmal eintreten.