Früher oder Später wird jeder im Pferdesport einmal in die Situation geraten ein Pferd oder Mensch mit Erster Hilfe versorgen zu müssen. Hier befassen wir uns mit der Erst Versorgung vom Pferd.
Weitere Krankheiten und deren Behandlung findet ihr in dem Artikel Pferd Gesund oder Krank?
Es gibt unterschiedliche Krankheiten oder Verletzungen bei Pferden. Grundsätzlich wird in der Vetreinärmedizin nach zwei Sorten unterschieden. Einmal Krankeitsbilder die das Pferd von sich heraus hat. z.B.: Kolik und einmal externe Einflüsse z.B.: einen Tritt.
Erstversorgung
In diesem Beitrag befassen wir uns hauptsächlich mit externen Krankheiten von Pferden und deren Erstversorgung:
Zerrung
Zerrungen können durch viele Umstände passieren. Beim Reiten auf Rutschigem Boden, auf der Koppel beim Spielen, beim Abrutschen von der Anhänger Rampe, in der Halle in einer zu stark gewässerten Kurve, beim Aufstehen in der Box und noch vielem mehr. Die Ursache ist ersteinmal nicht unbedingt wichtig. Sollte aber eine Zerrung immer wieder wegen der selben Ursache sollte man sich mit dem Thema befassen.
Erkennen tut man eine Zerrung am leichtesten an einer Schwellung und unter Umständen einer Lahmheit des Pferdes. Dies trifft nur zu wenn die Zerrung dort befindet wo sie zu 80% am häufigsten Auftritt: An den Vorderbeinen im Bereich der Röhre. Hier Besteht der Skelettaufbau mit Bändern und Sehnen aus verschiedenen Partien die teilweise miteinander verbunden sind. Tritt hier eine Überdehnung auf kommt es vom Körper schnell zu der Reaktion einens dicken Beines.
Als erste Maßnahme sollte das Bein mittels Wasserschlauch gekühlt werden. Sollte dies wegen der Witterung im Winter z.B. nicht möglich sein kann auch eine Bandagierunterlage mit Fleecebandage in einen Eimer getaucht werden und dann damit das Bein des Pferde einbandagiert werden. Diese Methode eigent sich auch sehr besonders bei Pferden die nach Anstrengung mit angelaufenen Beinen neigen (z.B.: nach einer langen Geländetour, einer Vielseitigkeit, einer Jagd oder auch bei schülem Wetter). Wichtig ist, dass die Bandage konsequent feucht gehalten wird.
Je nach Temperatur am Bein heißt das dass unter Umständen jede halbe Stunde oder Stunde gewechselt werden muss. Um die Kühlung zu unterstützen gibt es eine Salzlösung in der Apotheke die Burowsche Lösung heißt. Auch Rivanol hat einen guten Kühlungseffekt. Das Überbandagieren von Kühlgeleen verschiedener Hersteller ist sehr heikel. Zwar kühlen diese Lotionen und Gelees sehr gut, aber unter einer Bandage wirken sie sehr aggresiv auf die sehr empfindliche Haut und erzeugen häufig sehr starke allergische Reaktionen beim Pferd was noch mehr Flüsigkeitseinlagerung hervorruft.
Nach der erst Versorgung kann auch Percutin Paste oder Essigsaure Tonerde auf die Sehne aufgetragen werden gemäß der Verpackungshinweise. Auch normaler Franzbranntwein aus der Drogerie kühlt sehr gut und unterstütz die Durchblutung. Sofern das Pferd nicht hochgradig Lahm ist sollte es trotz dickem Bein schonene Bewegt werden. Flüssigkeit in den Beinen kannn einzig und alleine nur durch die Lymphen abtransportiert werden. Diese benötigen die Pumpfunktion des Beinens. Besonders geeignet ist hierzu ein langer gemütlicher Ausritt im Schritt im Gelände auf hartem Boden. Sehr gerne auch viel Teer.
Schrittführen in der Halle ist sehr wenig hilfreich und dient häufig nur der Bequemlichkeit des Reiters. Sollte das Pferd nach 3 Tagen immernoch eine Schwellung haben rate ich den Tierarzt kommen zu lassen. Ebenso wenn das Pferd deutliche Schmerzen zeigt (s. Pferdekranheiten erkennen). Bei Zerrungen an anderen Stellen im Körper ist eine Versorgung etwas schwerer. Eine weit verbreitete Stelle ist hierfür die Partie um das Kreuz-Darm-Bein auch Iosakralgelenk genannt. Es bildet den Übergang der Wirbelsäule in die Hüftpartie. Auch der Mensch besitzt dies. Es ist die Stelle an der meistens der Gürtel sitzt. Zerrungen an dieser Stelle entstehen meistens nach einem Beidbeinigen wegrutschen.
Das Pferd reagiert hierbei mit einer Verspannung auf die Zerrung. Wärme hilft die Verspannung zu lockern. Wer kein Solarium zur Verfügung hat oder auch eine Magnetfelddecke kann zu ganz einfachen anderen Mitteln greifen. Es gibt Textilien welche die Körperwärme reflektieren. Bekannt sind hier Back on Track und Ceratex. Bei dem Prinzip entsteht ein für das Pferd angenehmes warmes Klima und die Muskeln lockern sich leichter und Entzündungen werden schneller vom Körper abgebaut.
Kleine Wunden
Dies enstehen entweder in der Herdenhaltung durch Rangelein oder durch streifen an Gegenständen. Diese meist oberflächigen Wunden wirken häufig durch starkes Bluten schlimmer als sie sind. Die 2. Hautschicht der Pferde ist am Großteil des Körpers sehr stark durchblutet. Bei Verletzungen der ersten Hautschicht ist meistens kaum eine Versorgung notwendig. Lediglich die ersten 2-3 Tage kann man eine leichte Fettcreme auftragen um ein einreissen zu verhindern oder auch Fliegten davon abhalten in der Wunde Keime einzulagern. Ansonsten gilt bei solchen Wunden weniger ist mehr.
Ist die 2. oder 3. Hautschicht verletzt sollte die Wunde auf jeden Fall bei der ersten Versorgung gereiningt werden. Hierfür verwendet man entweder Jodseife pur oder als Lauge oder auch Wasserstoffperoxide 3% Lösung. Wasserstoff kann je nach Tiefe der Wunde und Verschmutzungsgrad brennen und mann muss mit der entsprechenden Reaktion des Pferdes rechnen. Nach der Reinigung sollte die Wunde in Ruhe etwas abtrockenen. Ist es eine Stelle am Körper welche man Verbinden kann (fast ausschließlich bei den Beinen möglich) kann man einen lockeren Verband anlegen.
Wunden am Bein lassen sich sehr gut einbandagieren und mit Rivanol angießen. Hierbei wird eine Bandagierunterlage mit Fleecebandage oder Wollbandage angelegt. Die Vorbereitete Lösung wird nun mittels einer Plastik Flasche von oben in den Verband laufen gelassen. Am besten ist es wenn es sehr langsam gegossen wird. Wenn es beginnt aus dem Verband zu tropfen wird kurz gewartet, der Verband etwas gedrückt und nochmal Flüssigkeit nachgefüllt.
Dieser Angussdverband bleibt am Pferdebein ganztägig drauf und wird immerwieder nass gehalten. Alle anderen Körperstellen bleiben unverbunden. Das verschließen der Wundoberflä#che mit Blauspray oder Zinkspray sollte nur erfolgen wenn man sich sicher ist dass keine Verunreiningung mehr drinnen sind.
Am 2. Tag wird ggf die Wunde nochmals gereinigt wenn man erkennt, dass noch Dreck darin ist. Ansonsten sollte auf Desinfektion verzichtet werden.
Der Körper des Pferdes hat zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen gute Heilungsstoffe in der Wunde zu bilden. Durch Desinfektionsmittel werden diese jedoch wieder zerstört. Für die Wundvesorgung nimmt man ab diesem Zeitpunkt eine Wund- und Heilsalbe, eine Zinksalbe oder eine andere Wundsalbe (z.B. Betaisodona).
Große offene klaffende Wunde
Ein solches Kranheitsbild entsteht meistens in der Partie des Unterarms des Pferdes oder des Unterschenkels. Wunden in dieser Region sind meistens tiefer und müssen durch den Tierarzt versorgt und geklammert oder genäht werden. Bis der Tierarzt eintrifft sollte man versuchen das Pferd ruhig zu halten und ein weiters verschmutzen der Wunde zu vermeiden. Besonders im Sommer muss man darauf achten, dass nicht zuviele Fliegen an die Wunde kommen oder Staub. Ein leichtes Abdecken der Wunde mit einer sterilen Wundauflage aus dem Erste-Hilfe-Set ist hierbei eine gute Option.
Brüche
Brüche sind fast immer sehr eindeutig zu erkennen. Eine Bewegung des Pferdes sollte unter jedem Umstand vermieden werden. Der gebrochene Knochen wird mit möglichst vielen Bandagen, Bandagierkissen etc. gestützt. Wichtig ist immer Ruhe bewahren. Nicht jeder Bruch bedeutet den Tod des Pferdes. Viele Brüche können mit Geduld ausheilen und das Pferd bleibt nach Genesung voll einsetzbar. Jedoch ist eine Behandlung ohne Tierarzt unter keinen Umständen hier möglich.
Augenentzündung / Dickes Auge
Diese können entweder durch Fremdkörper entstehen die das Pferd sich einreibt (z.B.: Fliegen, Staub, Strohhalm etc.) oder auch durch Zugluft. Selten reagieren auch manche Pferde auf Fliegenfransen oder Masken mit dicken Augen. Eine weitere Möglichkeit ist das der Tränenkanal verstopft ist durch Staub, Sand oder Blütenstaub. Dieser kann relativ leicht gespült werden wenn man es sich traut. Hierzu wird Kochsalzlösung (Linsenlösung) von unten in den Tränenkanal gespritz solange bis es aus dem Auge kommt.
Das Tränenkanalende sitzt in der Nase der Pferde. Auf jeden Fall sollte der Tierarzt diese Methode einmal zeigen damit man das Pferd nicht zu sehr nervt. Bei den anderen Möglichkeiten von dicken Augen kann man mit einer Fusselfreien Kompresse welche mit Linsenlösung getränkt ist von außen nach innen über das Auge streichen. Die meisten Pferde genießen die Kühle sehr schnell und lassen sich diese Pflege gerne gefallen.
Wenn genug Vertrauen besteht kann auch etwas Kochsalzlösung außen in das Auge getropft werden. Ich empfehle hierzu eine kleine Spritze (s. Inhalt Erste-Hilfe Set) zu verwenden da diese leichter in der Handharbung ist als die Kochsalzflasche. Hat man den Verdacht dass ein Teil des Auges verletzt worden ist auf jeden Fall den Tierarzt rufen
Inhalt Pferde Stall Apotheke
- Fieberthermoter
- Bandagierkissen mind. 2 Stück
- Bandagen
- Sterile Wundkompressen (z.B. aus abgelaufenen Kfz Verbandskasten)
- Rivanol
- Percutin
- Kochsalzlösung
- Wattepads Fusselfrei
- Wasserstoffperoxid
- Spritzen in verschiedenen Größen
- Kanülen zum Aufziehen von Lösung aus Flaschen
- Schere mit stumpfen Enden (aus Kfz Verbandskasten)
- Selbsthaftende Bandagen
- Wundauflage Watte z.B. Equimoll
- Desinfektionsspray z.B.: Blauspray, Zinkspray, Wundspray
- Wundsalbe
Alles hier genannte beruht auf meinem Wissen und den Erfahrungen aus dem Alltag mit den Pferden. Vieles habe ich selbst versucht oder mit Tierärzten und Hufschmieden gemeinsam probiert. Da nicht jede Wunde gleich ist ist auch die Vorgehensweise nicht jedesmal die selbe. Daher bitte meine Ausführungen als Gedankenanregung oder Ideen verstehen und nicht als 100% Leitfaden.