Bevor man ein Pferd auftrensen kann muss man erstmal eine Trense haben. Aber welches Gebiss wirkt wie und wofür ist es? Welches Reithalfter gibt es? Diese und noch weitere zentrale Fragen werde ich in diesem Beitrag erörtern.
Um das Pferd steuern zu können ist die Trense das häufigste Mittel. Natürlich gibt es noch andere Methoden die Gebisslos wirken mit oder ohne Hebel aber dies ist nichts für einen Reitanfänger oder ein junges Pferd in Ausbildung!
Welche Arten von Zaumzeug gibt es?
Umgangssprachlich wird immer von der Trense gesprochen. Jedoch ist die Trense nur eine Form der Kategorie Zäumung. Durch den Hauptbegriff Zäumung ergibt sich auch die Erklärung zu Ausdrücken wie „Beizäumen“ zum Beispiel.
Hier einmal die Bestandteile einer Zäumung
- Gebiss
- Zügel
- Kopfstück
- Reithalfter
Aus diesen 4 Bestandteilen besteht jede Zäumung. Auch die Gebisslose besteht daraus wobei die Funktion des Gebisses hierbei auf andere Bauteile übertragen wird. Aber später mehr dazu.
Wirkungsweise der Zäumung
Die Zäumung wirkt immer primär auf den Kopf des Pferdes inklusive Genick. Aber wer glaubt dass hier die Wirkungen im Körper beim Pferd aufhören irrt sich sehr. Wenn das Pferd sich sogenannt „im Genick festhält“ blockiert es dadurch die Lendenpartie und ein losgelassenes energische Abfußen des Hinterbeins ist nicht mehr möglich. Der Grund für das „festhalten“ kann mehrere Ursachen haben:
- Zum einen eine falsche Reiterhand für das Pferd.
Warum falsch und nicht wie so oft bezeichnet „Hart“ / „Fest“ / „Starr“? Falsche Reiterhand aus dem Grund weil einige Probleme bei sehr sensiblen Pferden darin besteht dass die Verbindung zur Reiterhand zu lose ist und das Pferd kein Vertrauen in die Unterstützende Reithand entwickeln kann und dann aus Vorsicht das Genick feststellt und den Kopf in einer einzigen Position „verastet“. Hierbei hat der Reiter das Gefühl das er eine sehr weiche Hand hat weil sich eben nichts im Kontakt befindet. Dies ist aber genauso Falsch wie eine viel zu Dominate Reiterhand die sehr viel Druck und Zug ausübt. - Falsches Gebiss für das Pferd.
Jedes Pferd ist im Maulbereich anders gebaut. Nicht nur die Gebissweite ist hier Ausschlaggeben sondern auch die Länge der Maulspalte. Ebenso wie der Kiefer und die Zungenpartie in sich gebogen ist machte einen Unterschied für die Einwirkung der Trense oder Kandarre. Und nicht zuletzt wieviel Gebissdicke für das Pferd richtig ist. Später bei der Übersicht der Gebisse mehr dazu. - Nicht korrekte Verschnallung des Zaumes.
Am Zaum wird die Lage des Gebisses bestimmt, aber auch die Lage und die Festigkeit des Reithalfters. Hierbei können für das Pferd unangenehme Drücke entstehen und das Loslassen verhindern - Zahnprobleme
Unter dem Reiten wird das Pferd immerwieder mit der Zunge spielen, den Kiefer bewegen und auch Schlucken. Sollte hierbei die Hacken der Zähne, die Hengstzähne (auch bei Stuten möglich!!) oder ein abgebrochener Zahn dem Pferd Schmerz zugefügt haben wir es nicht locker lassen am Gebiss.
Aber wie wirkt nun der Zaum am Pferdekopf?
Grundsätzlich wird auf verschiedene Körperregionen des Kopfes ein Druck ausgeübt. Hierbei geht es nicht nur um den Kiefer und die Zunge sondern auch um Nasenrücken. Kinnbereich und vorallem auch Genick. Je nach Zaum kann es zu Zugkraft oder auch zu Druckkraft kommen.
Das Reithalfter welches besonders Freizeitreiter gerne weg lassen weil sie fälschlicher Weise meinen es stört das Pferd oder weniger ist mehr sollten sich mal die Biomechnik des Kiefers anssehen wenn durch ungeübte Reiter viel Zug in grenzwertigen Situationen am Zügel entsteht und das Pferd den Kiefer aufsperrt. Hierbei entsteht schlagartig eine Hebelwirkung auf das Kiefergelenk des Pferdes!! Von sanften, pferdegerechten Hilfen kann hierbei nichtmehr gesprochen werden.
Auch übt ein gutes, korrektverschnalltes und passendes Reithalfter für das Pferd keinen negativen Druck aus. Also dran denken
Reithalfter = Zugkraftbegrenzer
Hierzu gibt es einige sehr sehr tolle Wissenschaftliche Artikel die sehr zum empfehlen sind. Besonders nmöchte ich hierbei auf Karl-Friedrich von Holleuffer mit seinenen Modellen verweisen.
Das Gebiss
Der Dreh und Angelpunkt ist das Gebiss. Hierbei gibt es unterschiedliche Kategorien nach Art des Gebisses, des Materials und der Art der Gebissringe. Gängige Materialien sind Metalle mit verschiedenn Kombinationen und Zusatzstoffen, Gummi / Nathe und Leder. Die Gebissringe sind entweder gleitend (Wassertrense typisch), teilweise gleitend (3-Typ von Sprenger), starr (D-Gebiss oder Olivenkopf)
- Wassertrense
Sie ist die populärste Version und in fast unendlichen Versionen mitlerweile verfügbar. Grundsätzlich ist sie einfach oder doppelt gebrochen. Die Aufteilung und die Wölbung des Gebisses und des Mittelstücks wirkt bei jedem Pferd etwas anders und wird auch unterschiedlich angenommen - Stange
Die Stange ist ein durchgehendes Mundstück und sollte wegen der Anatomie des Pferde eine leichte Wölbung aufweisen. Geriffelt wirkt sie nochmal stärker als Glatt. Auch die Höhe der Zungenfreiheit spielt eine Rolle und sollte nicht zu hoch sein da sonst Kontakt mit dem Gaumen entstehen kann - Kandare
Die Kandare wird meistens nur mit der Dressurkandare in Verbindung gebracht. Hierbei wir eine Kandare und eine Unterlegtrense gemeinsam im Pferdemaul platziert und wird durch den geschickten Reiter feinfühlig mit verschieden Hilfen kombiniert.
Als Kraftbegrenzer für die Kandare wird immer eine Kinnkette benötigt.
Aber es gibt auch noch eine Fahrkandare welche nur aus einem Gebiss besteht und je nach Bauform neben dem Schaumring noch bis zu 3 Einstellschlitzen besitzt. Im Westernsport wird diese Kandare als Snaffel-Bit bezeichnet. Ein weitere Unterform ist die Springkandare. Sie sieht aus dem Seitenprofil wie ein D aus und hat verschieden Schlitze in welche die Zügel eingeschnallt werden. Je nach gewählter Position lässt sich die Wirkuing der Kandare sehr genau steuern. - Pelham
Das Pelham ist eine Mischung aus Trense und Kandare. Es gibt sie als Stange, einfach oder Doppeltgebrochen. Durch die Kinnkette wird die Hebelwirkung auf das Genick genau wie beider normalen Kandare begrenzt. Der Irrglaube dass die Kette eine Qutschwirkung auf den Kiefererzeugt ist nicht korrekt und nicht die korrekte Wirkunsweise des Gebisses.
Das Pelham wird zusätzlich noch entschärft durch den Verbindungssteg zwischen dem Gebissring und dem Kandarenring und wirkt aber genau deswegen auch etwas „verschwommen“ für das Pferd - 3-Ring Trense
Die 3 Ring Trense sieht man hautpsächlich nur im Springsport. Sie besteht wie der Name verrät aus einer Trense nach oben genannten Ausführungen und nicht einem Trensenring sondern 3. Durch die Handhabung mit einem oder zwei Zügelpaaren lassen sich unterschiedliche Wirkungen auf Pferdemaul und / oder Genick erzielen.
Reithalfter
Neben der Gebisswahl spielt auch das Reithalfter eine Rolle für die Wirkung des Gebisses. Je nach Reithalfter und Verschnallung kann es eine Begrenzung oder Verstärkung bewirken. Hier die verschiedenen Sorten:
- Englisches Reithalfter
Es besteht aus einem Nasenriemen welcher auf der Unterseite eine Schnalle zum Öffnen und Schließen hat.Die Position ist mindestens 3 Fingerbreit weg von der Maulspalte um keine drückenden Falten zu erzeugen. Wenn dabei der früher übliche Abstand von 3 Fingern zum Jochbein unterschritten wird ist das nicht als kritsch anzusehen und ist dem Modernen Sportpferde Kopf geschuldet. Bei korrekter Schließung müssen auf dem Nasenrücken 2 nebeneinder liegende Finger eingeschoben werden können. - Schwedisches Reithalfter
Es ist wie das Englische anzusehen ejdoch ist ander Unterseite keine einfache Schnalle sondern eine Umlenkung mit Rückschnallung. Durch das dickere Polster für das Pferd etwas angenehmer jedoch wird es häufig viel zu fest verschnallt! - Kombiniertes Reithalter
Hier wird an das Schwedische oder Englische Reithalter noch eine Zusatzriemen angebracht welcher dann vor dem Gebiss verläuft. Dieser Riemen hat den etwas irreführenden Begriff Sperrriemen erhalten weil er das Aufsperren des Pferdmauls und der damit resultiernede Entzug des Pferdes zur pariernden Gebisshilfe unterbunden werden sollte. Die Sperrfunktion wird aber mehr durch den Nasenriemen als den Sperriemen erzeugt! Der Sperrriemen emfpiehlt sich sehr bei Pferden welche eine Nervöse Zunge haben und dadurch das Gebiss unruhig im Maul liegt. Ein locker verschnallter Sperriemen kann hier beruhigende Eigenschaften vorweisen. - Mexikanisches Reithalfter
Das überkreuzgehende Reithalfter bildet auf dem Nasenrücken eine kleine Auflagefläche mit einem X und hat einen Verschluss in der Mitte des Kopfes am Unterkiefer und einen am Kinn. Es liegt lockerer als das Englische/Schwedische/Kombinierte und lässt mehr Maulbewegungen zu. Bei heftigen Pferden wird aber der punktuelle Druck auf den Nasenrücken sehr stark. - Hannoversches Reithalfter
Es ist die älteste Form aus Deutschland. Hierbei liegt der Nasenriemen sehr tief und wird ausschließlich durch eine Schnalle in der Kinngrube verschlossen. Pferde die empfindlich sind mit den Nervenende am Kopf werden durch dieses Reithalfter eine deutliche Entlastung erhalten. Jedoch ist duch die Direkte Lage am Gebiss eine verstärkung von einigen Gebisstypen festgestellt worden. - Bügeltrensen Zaum
Diese alte Form gibt es nur noch sehr selten und ähnelt dem Aufbau dem kombinierten. Größter Unterschied ist, dass der Abstand des Sperrriemens zum Gebiss durch den Großen U-Förmigen Bügel erweitert werden kann und eigent sich daher für Pferde welche leicht Wund werden im Maulwinkel - Micklem-Bridge
Die neuste Form eines Reithalfter ist eine Kombination aus Kombiniertem Reithalfter und dem Hannoverschen. Es gibt zwei Versionen welche sich durch einen zusätzlichen Ring am Nasenrücken unterscheiden welcher für die Bodenarbeit oder Langzügelarbeit gedacht ist ähnlich einem Kappzaum. Genau wie bei diesem wird beim Micklem das Gebiss nicht an einem separaten Gebissriemen bis zum Genick verschnallt sondern durch einen kleinenb Riemen quasie direkt am Reithalter angehängt. Bei Pferden mit ungewöhnlicher Kopfaufteilung wird es hier auch Probleme daher geben bei der Korrekten Einstellung Rithalfter <-> Gebiss - weitere Bauweisen als Kombination der oben genannten
Es wird von den verschiedenen Herstellern immer wieder neue Entwicklungen geben. Eineige werden Positiv sein (z.B. zurückgeschnittenes Genickstück für mehr Ohrbewegung) oder auch etwas Fragwürdig (z.B. Gummizüge in den Reithaltern). Am besten einfach Zeit nehmen und die Wirkungsweise sich ganz genau durch den Kopf gehen lassen
Zügel
Die Zügel bestehen meistens aus einem linken und einem rechten Zügel welcher in der Mitte durch eine Schnalle verbunden wird um die Gefahr des verlierens eines Zügels zu unterbinden. Westernreiter verzichten auf diese Schnalle aus reittypischen Gründen. Hier sind aber auch die Zügel um einiges länger als bei den normalen Englischen und liegen selbstständiger am Pferdehals. Es gibt auch Lederzügel welche ohne Mittelschnalle produziert werden. Am Ende des Zügels sind schnallen um diese im Gebiss zu befestigen. Möchte man beim Springen oder im Gelände ein Martingal verwenden müssen sogenannte Martingalschieber auf dem Zügel sein um das Verhängen der gleitenden Ringe in der Schnalle zu vermeiden.
Das Material besteht am häufigsten aus einem Lederanfang mit Martingalschieber welcher dann in ein Gurtband mit kleinen Stegen über geht. Dieses Zügel sind sehr Pflegeleicht, schmiegen sich gut an die Hand an und geben viel Halt.
Reine Lederzügel werden sehr selten verwendet wegen dem Pflegebedarf sehen aber Optisch am schönsten aus. Pferde und Reiterschweiß lassen das Material schnell brüchig ung spröde werden. Auch bei Nässe gibt es weniger Haftung und die Zügel können durch die Hand rutschen. Um dies etwas zu mindern gibt es Lederzügel mit einer Gummi-Grip Innenseite oder auch mit einem eingeflochtenem Lederband als Grip verstärker.
Gummizügeln sind sehr robust und haben quasie keinen Pflegebedarf. Für schmale Hände sind sie aber wegen der Materialdicke bei längeren Ritten unbequem.
Ein neues Materiel namens Biothane nimmt immer mehr Anteil im Reit- und Fahrsport. Dieser Pflegeleichte Kunsstoff kann wegen seiner Festigkeit dünner angeboten werden als die reinen Kunststoffzügel. Auch die anschmiegung an die Reiter-/ Fahrerhand ist deutlich besser als bei den Gummizügeln jedoch nicht mit Lederzügeln zu vergleichen.
Kopfstück
Die Bestandteile des Trensenzaums und des Kandarenzaums sind fast identisch. Lediglich ist beim Kandarenzaum ein zusätzlicher Riemen vorhanden für die Unterlegtrense.
- Genickstück
Der Bereich zwischen den Ohren mit oder ohne Polster und auch mit oder ohne Aussparrung für die Ohren (anatomische Form) - Backenstücke
links und rechts am Genickstück. Hier wird das Gebiss eingehängt und die Höhe über die Strippen vom Genickstück variiert. Bei einigen Modellen sind die Backenstücke so lang dass sie in der Mitte des Genickriemens verschlossen werden - Reithalfter
siehe oben
Dies war mein Ausflug durch die Welt des Zaums. Wie man ihn am besten am Pferd anlegt und anpasst lest ihr in dem Artikel „Pferde auftrensen“.
Leserfragen:
Was kostet ein Zaumzeug?
Der Preis hängt viel von der Qualität ab. Gute, vernümpftige Einsteiger Zaumzeuge liegen ohne Gebiss bei 40 – 60 €. Nach oben ist dann fast keine Grenze. Eine einfach oder doppelt gebrochenen Wassertrense kostet 25 – 35€. Spezialgebisse entsprechend mehr und nach oben auch wieder offen. Also muss man für eine Einsteigertrense komplett mit 65 – 95 € rechnen.
Welches Zaumzeug für mein Pferd?
Das kann man nicht ganz pauschal sagen. Das hängt vom Pferd ab, dem Verwendungszweck und dem eigenen Reiterlichen können. Aber mit einer einfach gebrochenen Wassertrense mit englischem REithalfter ist man ersteinmal nicht schlecht unterwegs.
Welches Zaumzeug ist das Beste?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Es gibt viele Pro und Kontras für die unterschiedlichen Gebisse und verschiedenen Reithalftern; und vorallem auch die unzähligen Kombinationen daraus.
Welches Zaumzeug für ein junges Pferd?
Ich favorisiere für die Ausbildung von jungen Pferden persönlich das kombinierte Reithalfter mit einer einfach gebrochenen Wassertrense. Das kombinierte Reithalter lässt das Gebiss sehr ruhig liegen und die einfach gebrochene Wassertrense liegt von sich aus ruhig. Häufig wird das doppeltgebrochene Gebiss als Ausbildungsgebiss bezeichnet aber ich finde es zu unruhig im Pferdemaul
Wie sitzt das Zaumzeug richtig?
Das Zaumzeug sitzt dann genau richtig wenn es dem Pferd keinen Schmerz zufügt und die Reiterhilfen schonend an das Pferd überträgt. Dies erreicht man über das korrekte Verschnallen. Also Gebiss weder zu hoch noch zu tief und von der Breite dem Pferdemaul entsprechend. Ebenso das Reithalfter von der Höhe und der Verschließung wie im Artikel beschrieben verwenden.