Egal ob man zum Turnier, Lehrgang, Urlaub oder in die Klinik das Pferd transportieren will, man muss einiges beachten und bedenken.
Womit kann man ein Pferd transportieren?
Es gibt grundsätzlich 3 Möglichkeiten ein Pferd zu transportieren:
- Pferdeanhänger
- Pferdetransporter 3,5 t
- Pferde LKW
Außer der Größe und der Bauform sowie der Funktionen ist der wichtigste Unterschied bei den Transportmöglichkeiten der Punkt WER das Gefährt fahren darf:
Für den Pferdeanhänger, bestehend aus Zugfahrzeug und Anhänger, wird ein aktueller Führerschein Klasse BE benötigt. Der alte Führerschein Klasse 3 geht hierfür auch.
Für den Pferdetransporter mit dem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen benötigt man den „normalen“ Führerschein Klasse B. BE falls ein weitere Anhänger angehängt werden soll.
Für den Pferde LKW wird ein Klasse C (CE) oder der alte 3 benötigt.
Für was man sich entscheidet hängt neben dem Verwendungszweck (dem Bedarf entsprechend) auch noch vom entsprechenden Geldbeutel ab.
Der Pferdeanhänger
Das bekannteste Bild auf der Straße und den Turnierplätzen ist der PKW mit einem Pferdeanhänger, immer häufiger selbstverständlich auch mit SUV´s.
Bei den Pferdeanhängern gibt es verschiedene Ausbau Varianten
- 1 Pferd
- 1,5 Pferde
- 2 Pferde Vorwärts- oder auch selten Rückwärststehend
- 3 Pferde nebeneinander oder schräg stehend
- mit oder ohne Sattelkammer
- Holzboden oder Aluminium
- Vollpoly oder Polyhaube mit Holzwänden (lackiert oder beschichtet)
- und noch viele weitere Sinnvolle oder Sinnlose Ausstattungen der jeweiligen Herstellern
Bislang war der große Vorteil von den klassischen Pferdeanhängern dass sie günstig waren in der Anschaffung und relativ Wartungsarm und mit wenig Verschleiß.
Mittlerweile kosten die normal ausgestatteten Pferdeanhänger bereits mehr als 8.000,00€ im Neupreis.; Gebrauchtpreise gehen selten unter 3.000,00€ für brauchbare Anhänger. Während alte Hänger auch noch mit 15 -20 Jahren mit etwas geschick wieder gut hergerichtet werden konnten oder Schäden aus Tritte leicht instandgesetzt werden können halten neue Vollpolyanhänger kaum noch 10 Jahre ohne weich zu werden. Aluminiumhänger sind hier Haltbarer jedoch auch mit Neupreisen über 10.000,00€ nicht für jeden erschwinglich.
Desweiteren benötigt man das geeignete Zugfahrzeug. Die Anhängelast wird gerne unterschätzt. Die modernen Anhänger werden immer schwerer und so wird die Nutzlast geringer. Der durchschnittliche PKW darf ca 1.700kg ziehen. Früher haben Holz/Poly Anhänger ein Leergewicht von ca 600kg gehabt und somit eine Zuladung von 1.100kg. Dadurch gab es kein Problem für den Transport von 2 Pferden. (Ein typisches Warmblut mit 1,65 Meter Stockmaß wiegt ca 500 – 550kg).
Neue Anhänger haben wegen dem ganzen Zubehör welches verbaut wird ein Leergewicht von 950 – 1.000 kg. Also ist die Nutzlast nur noch ~700 kg.
Daher empfehle ich beim Kauf eines Pferdeanhängers immer die Gewichtszuladung vergleichen und beachten!
Pferdetransporter 3,5 Tonnen
Dieses noch nicht sehr verbreitete Gefährt hat viele besondere Vorteile:
- Fahren mit PKW Führerschein
- Keine Geschwindigkeitsbegrenzung
- Gilt in Baustellen als PKW (Fahrzeugbreite beachten!)
- In Verbindung mit einem Anhänger kann eine Person bis zu 4 Pferden oder anders Equipment transportieren
Der größte Nachteil ist wohl der Anschaffungspreis da dieser bei Neufahrzeugen mindestens 35.000€ beträgt. Jedoch spart man sich dann ein großen PKW als Zugfahrzeug.
Für die Pferde ist das Fahren in dem Transporter deutlich ruhiger und erholsamer als im Anhänger. Durch den häufig verbauten Dachlüfter lässt sich zudem die Temperatur im Pferdeabteil überwachen und Steuern. Besonders wenn man mal auf der Autobahn im Stau steht macht es für das Pferd einen sehr sehr großen Unterschied. Während hier der Transporter mit viel Luft und durch den Dachlüfter eine Zirkulation hat herrscht in dem Pferdeanhänger sehr schnell hohe Temperaturen und stickige Luft da ein Luftausstausch ausschließlich im Fahren erfolgt.
Pferdetransporter werden mit unterschiedlichen Innenausstattungen angeboten. Vom Einzelkabiner mit 3 Sitzplätzen über Doppelkabiner mit bis zu 7 Sitzplätzen und Schlafmöglichkeiten. Auch im Pferdeabteil gibt es eine Variantenvielfallt hinsichtlich der Abtrennung zwischen den Pferden und die Absperrung zur Sattelkammer. Es werden auch schon die ersten Transporter am Markt angeboten mit 2 Rampen um jedes Pferd jederzeit ausladen zu können. Das ist nämlich das einzige Manko an dem Transporter. Das hintere Pferd kann nur entladen werden wenn das Fordere ausgeladen ist. Auf Turnier bedeutet das immer etwas umparken.
Pferde LKW
Wer hat noch nicht auf der Autobahn die Hochmodernen LKW mit Wohnkabine gesehen und davon geschwärmt mit soetwas zu reisen.
Es ist traumhaft mit einem solchen Gefährt unterwegs zu sein. Sowohl für den Fahrer, die Mitreisenden und auch die Pferde. Jedoch ist der Kaufpreis auch unter Umständen Traumhaft; gut und gerne werden Preise über 250.000€ dafür gezahlt um je nach Variante mit bis zu 8 Pferden oder mehr unterwegs zu sein.
Etwas günstiger sind alte LKW. Diese teilweise mit einem H-Kennzeichen ausgestatteten Transporter sind deutlich kleiner als die Neuen und werden zwischen 5.000 – 10.000 € angeboten.
Die Ausstattung von jedem LKW ist ganz individuell auf den ersten Besitzer ausgelegt oder sie wurden bereis diverse Male umgebaut. Daher kann man weder zur üblichen Ausstattung noch zur Transportart der Pferde etwas sagen. Vorwärts / Rückwärts / Diagonal. Alles ist möglich; teilweise auch Mischformen.
Nach der aktuellen Besteuerung für die Straße werden diese LKW etwas benachteiligt gegenüber den neuen. Denn es werden nur noch die als Sporttransporter angesehen welche mehr als 51% der Nutzfläche als Wohnbereich haben. Alles darunter gilt als normaler Lastentransporter und muss dementsprechend Steuer und Maut zahlen.
Welche Pflege braucht das Transportgefährt?
Ganz unabhängig ob Anhänger, Tranporter oder LKW nach jeder Fahrt, vor jeder Fahrt und einmal oder mehrmals im Jahr benötigt er Pflege und Wartung.
Das Selbstverständlichste ist das nach einem erfolgten Transport der Pferdemist, nasses Einstreu und verstreutes Futter entfernt wird. Sollte durch Regen oder Urin viel Feuchtigkeit am Boden sein empfehle ich die lose Gummimatte (sofern vorhanden) mit Holzklötzchen hochzulagern und so ein Abtrocknen des Bodens zu ermöglichen. Besonders bei Holzböden sollte man dies beachten.
Regelmäßig sollten die Ecken rausgekehrt werden damit sich nicht soviel Dreck ansammelt welcher zur Fäulniss oder Schimmelbefall führt.
Mindestens einmal im Jahr sollten folgende Arbeiten durchgeführt werden:
- Transporter außen und innen waschen
danach - Alle Fettnippel mit Fett füllen (Auflaufeinrichtung und Stützrad insbesondere)
- Räder auf Verschleiß und Beschädigung prüfen, Luftdruck kontrollieren
- Alle Türschaniere und Gelenke mit Fett z.B. WD40, Caramba etc schmieren
- Ab einem Alter von 5 Jahren oder ca 4000km Radlager auf Spiel prüfen und ggf nachstellen
- Bei Transporter und LKW Flüssigkeiten und Öl kontrollieren
Welche üblichen Verschleißteile oder Kosten muss man erwarten?
Die häufigsten Kosten die Anfallen werden sind TÜV (Hauptuntersuchung) alle 2 Jahre bei Anhängern und Transportern 3,5; halbjährig bei LKW (Sicherheitsprüfung genannt) und Reifen.
Alles andere wie Boden, Scharniere, Auflaufeinrichtung, Beleuchtung etc ist sehr langliebig und ohne großen Schadenwert. Das meiste was passiert geschieht durch das Pferd und ist nicht zu kalkulieren. von kleinen Löchern im Boden bis hin zu ausgerissenen Anbindevorrichtungen gibt es nichts was es nicht gibt.
Sollte man seinen Pferdeanhänger einmal privat Verleihen sollte man sich vorher bestätigen lassen dass das zu transportierende Pferd in seiner Haftpflichtversicherung den Zusatz ‚der Kostenübernahme für gemietete und geliehene Pferdetransporter“ enthält. So manche Freundschaft ist zerbrochen daran dass das Pferd einen Schaden verursacht hat (bei Alu und Polyanhängern nicht selten über 2.000€) und es dann Streit über die Zahlung gibt.